- Gewürztraminer / Traminer
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Fotos: Ursula Brühl, Julius Kühn-Institut (JKI) Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen Institut für Rebenzüchtung Geilweilerhof - 76833 Siebeldingen - GERMANY
Fotos: Ursula Brühl, Julius Kühn-Institut (JKI) Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen Institut für Rebenzüchtung Geilweilerhof - 76833 Siebeldingen - GERMANY
Traminer ist heute der Sammelbegriff für viele Spielarten der Bukettsorte, die meist als gelblich-rötliche, aromatische Gewürztraminer, als rote Traminer oder als weiße Spielart (Savagnin Blanc) vorkommt. Hier geht es zur Bildershow mit den rot-weißen Farbmutanten...
Die Rebsorte ist neben dem Muskateller eine der ältesten kultivierten Reben in Europa. Um ihren Ursprung gibt es verschiedene Annahmen, eine davon verlegt diesen ins alte Ägypten. Andere nennen Griechenland, von wo die Sorte nach Italien gekommen sein soll. Der deutsche Ampelograph Hermann Goethe (1837-1911) vermutete eine Abstammung von der von Plinius dem Älteren (23-79) erwähnten Aminea. Andere Quellen schreiben dies der antiken Sorte Nomentana zu. Die am häufigsten vertretene Variante deutet auf Tramin in Südtirol hin. Vermutlich aber sind alle Hypothesen falsch!
Zwar wurden Traminer-Weine aus Südtirol seit dem Mittelalter gehandelt, der Name dürfte sich jedoch auf den „Großen Traminer“ oder „Räuschling“ beziehen, der im Tirol als „Deutsche Trauben“ (Drutsch) oder „Weißer Lagrein“ seit dem Spätmittelalter erwähnt ist. Der Räuschling (Großfränkisch, Furmentin) und der Traminer (Kleinfränkisch, Furmentin) sind direkt miteinander verwandt. Der Botaniker Hieronymus Bock (1498-1554) erwähnt in seinem „Kreütter Buch“ von 1546 die Sorte als „Traminner“. Als „Heida“ (Heidentraube) erscheint er 1586 im Wallis. Vermutlich war er mit der Christianisierung der Slawen schon im Frühmittelalter aus Mähren nach Franken eingeführt worden, wo er im Fränkischen Reich als „Kleinfränkische“ bzw. „Rotfränkische“ Verbreitung fand. Pannonische Abkömmlinge des Traminers wie Grüner Veltliner, Rotgipfler und Silvaner stützen diese These.
DNA-Analysen lassen inzwischen vermuten, dass der Traminer aus Wildreben (Vitis vinifera ssp. sylvestris) selektiert wurde. Allerdings sind solche Rückschlüsse mit Vorsicht zu genießen, denn die aus Sämlingen hervorgegangenen, heute noch lebenden Wildrebenexemplare sind weit jünger als die über Jahrhunderte vegetativ vermehrte Sorte Traminer. Dennoch kann man vermuten, dass der Traminer wohl bereits zu Zeiten des Fränkischen Reichs zusammen mit anderen fränkischen Sorten aus der östlichen Awarenmark über die Donau nach Franken und Württemberg und von dort ins westliche Mitteleuropa eingeführt wurde. Verbreitungsschwerpunkt war dabei entlang der Westalpen (Savoyen, Wallis, Westschweiz) sowie im französischen Jura und im angrenzenden Elsass. Traminer und dessen Kreuzungen können als der Genpool der mitteleuropäischen Rebsorten betrachtet werden. Direkte Traminer-Nachkommen sind zum Beispiel die Sorten Elbling, Spätburgunder (Pinot Noir), Räuschling, Rotgipfler, Sauvignon Blanc, Sémillon, Silvaner und Grüner Veltliner. Ein direkter Abkömmling ist auch der im Jahre 2005 wiederentdeckte Fütterer (Traminer x Heunisch), der dem Riesling sehr nahe steht. Letzterer mag aus der Kreuzung einer dem Traminer genetisch sehr ähnlichen Rebsorte mit dem Heunisch hervorgegangen sein. Für die zahlreichen Nachkommen des Pinot stellt der Traminer eine der Großeltern-Sorten dar. Beim Cabernet Sauvignon war er ebenfalls ein Großelternteil. Der Traminer spielte somit neben dem Heunisch eine entscheidende Rolle bei der Entstehung vieler wichtiger europäischer Sorten.
Zum Stammbaum: n.n.
weißlich bis bordeauxrot gefärbte, filzig behaarte Triebspitze, Blatt klein, rundlich, breiter als lang, 3 lappig, schwach gebuchtet, Oberfläche stark blasig, Unterseite stark filzig behaart, Traube eher klein bis mittelgroß und dichtbeerig, Beere klein, rund bis oval, rotgrau, dicke Haut, Geschmack und Aroma an Rosen erinnernd. Ampelographisch sind der Rote Traminer und der Gewürztraminer nicht unterscheidbar. Ersterer bringt mehr Ertrag und weniger Aroma.
An Rosenduft erinnernde Weine, feine Art, Edle, gesuchte Spezialität mit wieder zunehmender Nachfrage. Auch als Süßreserve oder als Verschnittpartner z.B. zum Riesling sehr beliebt. Aus der sehr aromatisch-würzigen Sorte können gewöhnliche, aber auch hochfeine Weine erzeugt werden. Je nach Boden und Ertrag sind die Weine eleganter oder schwerer - mit teilweise beachtlichem Alkoholgehalt - ausgeprägt. Gemeinsam ist allen eine relativ milde Säure. Typische Gewürztraminer haben je nach Qualitätsstufe eine strohgelbe bis goldgelbe Farbe und verströmen, mal dezent, mal üppig, einen Duft, der an abblühende Rosen erinnert; mitunter findet man auch den Duft von Akazienblüten, Veilchen, Honig, Marzipan, Quittengelee, Bitterorangen oder Maracuja. Edelsüße Auslesen eignen sich zu langjähriger Lagerung.
Der Traminer hat sehr hohe Lageansprüche, die Blüte braucht eine hohe Wärmesumme. Er ist wenig winterfrostempfindlich aber wegen des frühen Austriebs spätfrostgefährdet. Gut sind tiefgründige, nachhaltige Böden. Er ist sehr chloroseanfällig, für Pilzkrankheiten hat er keine besondere Anfälligkeit. Die Reife ist mittelspät. Das Ertragsniveau alter Typen ist niedrig, das Mostgewicht überdurchschnittlich. Neue gut selektionierte und virusfreie Klone sind ertragsstabil.
Hier geht es zur Bildershow "Edelfäule beim Gewürztraminer. Die Geburtstunde einer Auslese"
Geisenheimer Klone | ||
1 Gm |
5 Gm |
7 Gm |
11 Gm | 14 Gm | |
Neue Klon-Selektionen | Geisenheim-Wolf | Ursprungsselektion im Elsaß, später von Jörg Wolf |
80 Gm-Wolf | ||
81 Gm-Wolf | ||
82 Gm-Wolf | ||
83 Gm-Wolf | ||
84 Gm-Wolf | ||
85 Gm-Wolf | ||
86 Gm-Wolf | ||
87 Gm-Wolf | ||
88 Gm-Wolf | ||
89 Gm-Wolf | ||
Neustadter Klone |
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N 20 | N 21 | N 23 |
Freiburger Klone |
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Fr 46-106 Gewürztraminer |
Italienische und französische Gewürztraminerklone
Gewürztraminer in der internationalen Rebsortendatenbank
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Thoma, K.; 1979: Traminer und Gewürztraminer – badische Spezialitäten, zwei Klone oder zwei Sorten? Der Badische Winzer, 200-202
Thoma, K.; 1982: Die züchterische Bearbeitung von Traminer und Gewürztraminer. Der Badische Winzer, 214-216
Schumann, F., et al.; 1991: Klonenzüchtung an der SLFA Neustadt. Forschung-Schule- Praxis 39, 71-88
Diverse Jahresberichte der SLFA Neustadt (heute DLR Rheinpfalz)
Pierre Galet: Dictionnaire encyclopédique des cépages Hachette Livre, 1. Auflage 2000 ISBN 2-0123633-18
Walter Hillebrand, Heinz Lott und Franz Pfaff, Taschenbuch der Rebsorten, Fachverlag Fraund, Mainz 13. Auflage 2003 ISBN 3-921156-53-x