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Tauberschwarz = Süßrot (historische Sorte)

VIVC16156 TAUBERSCHWARZ Cluster in the field 17345

VIVC16156 TAUBERSCHWARZ Cluster in the field 8309

Fotos: Ursula Brühl, Julius Kühn-Institut (JKI), Federal Research Centre for Cultivated Plants, Institute for Grapevine Breeding Geilweilerhof - 76833 Siebeldingen, GERMANY

Die rote Sorte Süßroth wurde 1994 als Tauberschwarz klassifiziert. Die Namensgebung ist etwas unglücklich, da der Name Tauberschwarz ursprünglich für die Großblaue benutzt wurde, während der Originalname Blaue Frankentraube später falsch dem Blaufränkisch (Lemberger) zugeord-net wurde. Als Blauer Hängling ist die Sorte im 16. Jahrhundert erwähnt und war mit der Grossen Schwarzen / Tauberschwarzen eine der Hauptsorten im Taubertal, dem einst größten zusammen hängenden Weinbaugebiets Deutschlands. Die Sorte wurde wie die ganze Familie der Blauen Silvaner / Schwarzen Zierfandler im Mittelalter aus den fränkischen Ostmarken impor-tiert. Dort wurde sie 1841 als Vranagg beschrieben. Der Rebschulist Corthum sammelte Anfang des 19. Jahrhunderts Reben des Süßroth bei Landsberg in Schlesien auf. Diese Corthum-Reben sind noch in Grünberg als Hausreben oft zu finden. Auch im Taubertal gibt es noch verwilderte Süßroth-Reben auf seit 100 Jahren brachliegenden Weinbergen, die nun als Schafweiden genutzt werden. Die Sorte ist sehr frosthart und früher reif als Spätburgunder und war so in den kontinentalen, winterkalten Gebieten bestens aufgehoben. Bis heute ist sie in alten Silvaner-Mischsätzen Frankens beigemischt, das Blatt ähnelt dem Silvaner, daher der Name Blauer Silvaner. Als Blaue Frankentraube wurde sie in Österreich beschrieben. Weitere Synonyme: Blaue Hartwegstraube, Häusler, Karmazyn und Viesanka (in Kroatien). Der Tauberschwarz erbringt leichte, fruchtige Rotweine mit lichter Farbe. In trockenen guten Jahren wird er granatrot und würzig. Die Beeren sind wegen der dünnen Haut gegen Grauschimmel empfindlich. Als „regionaltypisch“ wurde Tauberschwarz von  Slow Food in die Arche des Geschmacks aufgenommen. (Quelle: Andreas Jung)

Die Sorte verschwand weitestgehend mit dem Rückgang des Weinbaus im Tauber- und im Vorbach-Tal. Gemäß Information der staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau in Weinsberg standen nur noch in einem Weinberg ca. 400 Rebstöcke dieser Rotweinsorte. Der Tauberschwarz wurde im Weinbaugebiet Tauberfranken seit dem 16. Jahrhundert als Teil des Huntsch (Zehntweines) angebaut. Dazu gehörten neben dem Tauberschwarz Elbling, Muskateller, Malvasier, Krachgutedel, Welsche bzw. Hammelhoden (beides alte Bezeichnungen für den Trollinger) und roter Heunisch. Die Rebe wurde erstmals in einem Dekret des Hochstifts Würzburg im Jahre 1726 während der Regentschaft des Grafen Carl-Ludwig von Hohenlohe zu Weikersheim unter dem Namen „Tauber schwarzen Weinbergsfexern (Schnittlinge)“ erwähnt. Erste Bezeichnungen als Tauberschwarz finden sich auch in den „Fränkischen Sammlungen von Anmerkungen aus der Naturlehre“, einer Nürnberger Zeitschrift, in den Jahren 1757 und 1768. Zu Beginn der 1960er-Jahre wurde in Weinsberg versucht, die Sorte durch züchterische Bearbeitung wieder zu beleben. Der Antrag auf Eintragung in die Sortenliste wurde 1987 gestellt, worauf im Frühjahr 1994 die Registrierung des Klones We 600 erfolgte. Seit Oktober 1996 ist die Rebsorte im Regierungsbezirk Stuttgart für den Main-Tauber-Kreis und zwei Gemeinden des Hohenlohekreis zugelassen. Im Jahr 1986 gab es im Tauber- und Vorbachtal noch ca. 1 Hektar bestockter Fläche; 15 Jahre später wies der Weinbaukataster wieder 10 Hektar aus.

Synonyme: Blaue Frankentraube, Blauer Hängling, Blaue Hartwegstraube, Grobrot, Häusler, Süßrot, Karmazyn (in Tschechien), Viesanka (in Kroatien) Die verschiedenen Synonyme lassen auf eine früher weitere Verbreitung in Mittel- und Südosteuropa schliessen

Zum Stammbaum

 

 

warme Lagen bevorzugt, an den Boden keine hohen Ansprüche, sehr gute Wüchsigkeit, gute Winterfrostfestigkeit, Beiaugen sind fruchtbar, krankheitsanfällig insbesondere gegen Peronospora, regionale Bedeutung (Taubertal).  Die Beeren verfügen über eine nur dünne Haut und sind somit gegen Botrytis cinerea empfindlich.

Hill, B.; 1986: 60 Jahre Staatliche Rebenzüchtung und Rebenveredlung in Lauffen a.N. Rebe und Wein 39, 398-403

LVWO-Homepage: Veröffentlichungen, Rebsorten/Züchtung

LVWO-Klonenbroschüre, Mai 2002

Walter Hillebrand, Heinz Lott und Franz Pfaff, Taschenbuch der Rebsorten, Fachverlag Fraund, Mainz 13. Auflage 2003 ISBN 3-921156-53-x

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