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Naturerlebnisweinberg Heppenheimer Steinkopf

Diese eigene Pflanzung fand im Frühjahr 2012 statt. Es ist der "Naturerlebnisweinberg Heppenheimer Steinkopf" am Erlebnispfad Wein und Stein.

Bergsträsser Steillagenweinberge sind Dokumente alter Verbindungen von Landschaft, Kultur und Natur.
Mit ihrer Strukturvielfalt, heutzutage eher extensiver Bewirtschaftungsweise mit Begrünung, Böschungen, Trockenmauern, und insbesondere mit dem milden Klima stellen sie auch an der Bergstrasse einen ganz speziellen Lebensraum für eine spezifische mediterrane Flora und Fauna dar.

Flächenaufgabe, nachfolgende Verbuschung und beginnende Verwaldung mit verhängnisvoller Beschattung der ursprünglich heißen Standorte ist leider seit Jahren der Trend. So hat in den vergangenen Jahrzehnten die einstige Vielfalt an diesen speziellen wärmeliebenden Tieren und Pflanzen und damit ein unersetzliches Naturerbe der Weinberge in den Steillagen abgenommen. In den letzten 20 Jahren ist das Anbaugebiet Hessische Bergstrasse um 20 weitere Hektar – restlos in Steillagen - geschrumpft. Von einem potentiellen amtlich abgegrenzten und theoretisch zu bepflanzenden Rebgebiet von 850 ha sind heute nur 450 mit Reben bestockt.

Nachfolgend zeigen wir Luftbilder des Steinkopfes aus einem Zeitraum von rund 25 Jahren, die die drastische Entwicklung auch hier an diesem Westhang dokumentieren. Im ältesten Bild von 1980/81 sieht man, wie damals die Hangbebauung in das ehemalige Rebgebiet vordrang und den Winzern die flacheren Weinberge entzog:

Ziel der Pilotmaßnahme „Naturerlebnisweinberg Steinkopf“ war es daher, einerseits wieder eine halbwegs wirtschaftliche Bewirtschaftung zu ermöglichen und andererseits die touristische Attraktivität des verwildernden Hanges zu erhöhen. Die Akzeptanz des regionalen Kultur- und Naturprodukts Wein soll ebenso gefördert werden, wie die Identifikation der Bevölkerung mit der Landschaft. Der sanfte und nachhaltige Qualitäts-Tourismus durch Weinwanderer ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor und schafft Arbeitsplätze. Entlang des Erlebnispfads Wein und Stein, der eine sehr hohe öffentliche Resonanz- und Besucherfrequenz hat, war eine ideale Möglichkeit gegeben, auf die Themen Weinbau, Landschaftserhalt, Kultur und Natur mit speziellen Objekten, Schildern etc.  hinzuweisen. Die Naturbewahrung des Lebensraums Weinberg an dieser Stelle dient somit zugleich dem regionalen Marketing der hochwertigen Produkte aus den Bergsträsser Weinbergen ebenso wie dem Tourismus sowie der gesamten Umwelt- und Lebensqualität unserer Region.

Früher die Römer...
... und, heute der Klimawandel brachten mit den Weinreben auch mediterrane Pflanzen über die Alpen. Diese sind auch heute noch in alten Weinbergslagen zu finden oder kommen auch nach einer weinbaulichen „Wiederinbetriebnahme“ der Flächen durch Entbuschung wieder zurück, wie das bereits am Heppenheimer Schlossberg anschaulich erkennbar ist. Z.B. Gottesanbeterin, Schwalbenschanz, Eidechsen, Wespenspinne.

Weinbau und Naturschutz
Im „Naturerlebnisweinberg Steinkopf“ sollten die Belange des Weinbaus mit dem Naturschutz auf freiwilliger Basis verknüpft werden. Unter anderem wurden folgende Einzelmaßnahmen in der Fläche durchgeführt:

1) Mit der Anlage von erosionsmindernden Weinbergs-Terrassen war es möglich, zugleich neben den Reben auch bestimmte ökologische Nischen zu schaffen, welche Wärme liebenden Tieren und Pflanzen im Weinberg ein Zuhause bieten. Die Terrassen waren wegen des Lößbodens im gesamten Bereich der Fläche gut und stabil zu verwirklichen. Diese Bodenart eignet sich bekanntlich ganz besonders für diese Bewirtschaftungsform. Lediglich am äußersten südlichen Ende findet sich etwas Sandsteinverwitterungsboden und im unteren Bereich ein sandiger Teil mit geringerer Bodenfestigkeit.

2) Als Böschungs- und Zeilenbegrünung kam eine große Zahl blühender Pflanzenarten zum Einsatz (Kombination von Magerrasen und Blühern). Die Böschungseinsaat erfolgte sofort nach Erstellung der Terrassen, um eine möglichst schnelle Bedeckung zu erreichen.

3)  Insbesondere an den 200 m und 300 m langen großen unteren und oberen Böschungen gab es vielerlei Ansatzpunkte, ohne großen Nachteil für die Bewirtschaftung der Rebzeilen einer vielgestaltigen Pflanzen- und Tierwelt Platz einzuräumen, den Hang wieder lebendiger zu gestalten und damit auch das Landschaftsbild wieder aufzuwerten. Zahlreiche Mandelbäume und diverse Obstbäume wurden in den Böschungen gepflanzt, um mit unzähligen Blüten im Frühling auch den Charakter des "Frühlingsgartens Deutschland" zu unterstreichen.

4) 2 alte Weinbergshäuschen wurden erhalten. Sie dienen u.a. Fledermäusen als Unterschlupf.

5) Mehrere senkrechte Lößanstiche dienen nützlichen Schlupfwespen und anderen Lebewesen als Unterschlupf.

6) Sämtliche Trockenmauern in dem Gelände wurden erhalten und zwei weitere zusätzlich erstellt.

7) Ein weinbauliches und sicher überregional vielbeachtetes Highlight war die Erhaltungspflanzung von über 100 verschiedenen Einzelstöcken alter historischer Rebsorten, die als Generhaltungsprojekt im Rahmen der Agenda 21 gedacht sind. Darunter sind zahlreiche Rebsorten, die bisher in Deutschland als ausgestorben galten.

8) Ein spezielles Problem war die Wasserführung in diesem Hang. Die darüber liegenden Weinberge sind alle von uns begrünt worden, so dass weniger Abflußwasser aus diesen Flächen zu erwarten ist. Durch die Wegeflächen weit oberhalb des Areals sammelt sich jedoch Wasser, das bisher zu zwei Wasserzeilen direkt in das betreffende Gelände nach unten hinein führte. Sie kreuzten das Areal an zwei Stellen einmal in der Mitte, einmal nahe dem südlichen Ende und führten direkt auf die Wohnbebauung zu. Die mittlere mußte entfernt werden, um die späteren Weinbergterassen nicht mehr durchzuschneiden. Daher wurde in Abstimmung mit den Behörden eine Änderung der Wasserführung umgesetzt: Das Wasser der nördlichen Wasserzeile wurde oberhalb des Areals über unser eigenes Weinbergs-Vorgewende nach Süden umgeleitet und in der Südostecke in einem Feldspeicher mit Pufferfunktion gesammelt. In diesen wurde auch das Wasser der südlichen Wasserzeile umgelenkt. Auf der Südseite des Geländes erfolgte dann die Ableitung nur des Überlaufwassers nach unten. Das Becken ist zur Hälfte mit Folie ausgekleidet. Somit steht dort immer Wasser und ein völlig neues Biotop entstenad an dieser Stelle.

9) Am südlichen unteren Ende im Bereich der Streuobstbäume wurde ein weiterer Schlammfang untergebracht, um vor allem in der Startphase des Projekts eventuell anfallende Erdmassen nach Gewittern zurück zu halten. Mehrere starke Gewitter mit jeweils über 30mm Niederschlag gleich zu Anfang konnten so nahezu problemlos überstanden werden. Mit dieser geänderten Wasserführung wurde einerseits die problemfreie Anlage der Terrassen ermöglicht und andererseits ein besserer Schutz als bisher für die darunter liegenden Wohnhäuser erreicht.

Die Anlage der Terassen
Die Anlage der obersten Terasse mit der geänderten Wasserführung und das Anlegen des Rückhaltebeckens erfolgte durch die Firma Kilian Ende 2011
Spektakulär und eindrucksvoll war dann der Einsatz der Spezialfirma Fallert, die die neuen Terassen mit einem Schreitbagger ausführte. (Film)
Während die untersten Terassen noch im Bau waren, konnten wir die oberen Terassen bereits pflanzen und den Drahtrahmen erstellen. Auch die Begrünungsmischungen wurden sofort eingesät und schon wenige Wochen begann der Hang wieder zu ergrünen.

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