Erhaltungszüchtung

Die genetische Variation innerhalb einer Sorte ist im Vergleich zur Variation, die im Zuge der Kreuzungszüchtung entsteht, gering.

Dennoch haben sich im Laufe von Jahrhunderten Mutationen in unseren traditionellen Rebsorten angehäuft. Sie stellen die Grundlage der Klonzüchtung dar, deren Ziel es ist, Klone zu selektieren, die den agronomischen Erfordernissen und Qualitätsansprüchen der Praxis bestens entsprechen. Die Burgundersorten stellen das Paradebeispiel dar.

Künftig kommt der phytosanitären Selektion und kostengünstigen Diagnoseverfahren ein unangefochten hoher Stellenwert zu. Bessere Klone sind der Schlüssel zur Konkurrenzfähigkeit in einem zunehmend globaler werdenden Weinmarkt.

Die Identifikation von mutationsbedingten Klonunterschieden auf molekularer Ebene wird zur Aufklärung der genetischen Grundlage der Merkmalsausprägung von großer Bedeutung sein. Neue molekularbiologische Techniken bieten diesbezüglich vielversprechende Perspektiven, insbesondere die diversen Verfahren der funktionellen Genomanalyse.

Darüber hinaus werden durch die Ergebnisse der Sequenzierung des Rebengenoms (strukturelle Genomanalyse), die spätestens am Ende dieses Jahrzehnts abgeschlossen sein wird, wichtige Impulse für die markergestützte Klonselektion zu erwarten sein. Ein Beitrag Deutschlands zu dieser internationalen Aufgabe wäre wünschenswert.

Ungeachtet der technischen Weiterentwicklungen gilt es in der kommenden Dekade die genetische Variation, die in alten Weinbergen (älter als 80 Jahre, vgl. Abb. 2.3) noch existiert, zu sichern, zu bewerten und zu nutzen. Dazu ist neben einer systematischen Erfassung dieser alten Anlagen auch ihre Erhaltung für etwa 10 Jahre zur Bestimmung der genetischen Variation erforderlich.

Erheblich erschwert wird die Erfassung der genetischen Variation durch Viruskontamination der Einzelpflanzen in den alten Beständen sowie durch unterschiedliche Kulturmaßnahmen, Mikroklima und Bodenbeschaffenheit.

Angesichts der Größe der Aufgabe kann der Schlüssel zum Erfolg nur in der Kooperation zwischen staatlichen Einrichtungen und der Privatwirtschaft liegen, zumal durch den Niedergang alter Rebanlagen rasches Handeln gefordert ist.

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